18 Apr. Feedback oder Status Quo?

Feedback – „it takes two to tango“
„Es fällt mir leichter, Feedback zu geben als anzunehmen. Für andere habe ich eher die richtigen Worte, weniger Sorge, etwas Falsches zu sagen. Aber wie damit umgehen, wenn kritisches Feedback kommt oder ich gerade nicht in meinem Fluss gestört werden will? Ich gehe dann eher in eine ablehnende Haltung“ – So ein Coachee.
Ich höre das auch andersherum:
„Es ist eher schwierig, ehrliches Feedback zu geben.“
Kritische Aspekte anzusprechen, fällt manchen dabei besonders schwer. Vielleicht aus einem Harmoniebedürfnis heraus.
Und bei anderen Personen kommt beides zusammen:
„Feedback zu geben und zu nehmen ist nicht einfach.“ oder andersherum.
Ob ich Feedback, das ich erhalte, abwehre oder es nicht gebe – beides verhindert gemeinsames Lernen und Entwicklung. Ich entscheide mich für den Staus Quo.
Wie können wir Neues lernen, wenn wir uns nicht offen auf andere Perspektiven einlassen oder ehrlich unsere Perspektiven mit anderen teilen?
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Unser Umgang mit Feedback ist auch immer eine Einladung zu einer erhellenden Reise zu uns selbst. Wir können in unserer inneren Reaktion und auch in unserem gezeigten Verhalten auf Feedback, sehr viel über uns selbst lernen. „Warum genieße ich das gerade so? Warum nervt mich und stresst mich das? Was steckt dahinter? Wie gehe ich mit meinen Fehlern um? Was würde ich in der Situation jetzt einem guten Freund oder meiner Freundin raten?“
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Ebenso schenken uns die Menschen, die uns ein Feedback geben auch eine neue Perspektive, deren eigene Sicht auf die Situation und damit auch einen Blick hinter ihre persönliche Kulisse.
Unser Leben ist voll von Feedback. Vieles davon hat prägenden Einfluss. Doch machen wir uns davon abhängig oder lernen wir das daraus, was uns weiterbringt?
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Vielleicht haben wir auch bereits in der Schule eine negative Erfahrung mit Feedback gemacht. Feedback als bewertend, wenig einfühlsam und verletzend empfunden und vermeiden es deshalb bis heute.
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Gibt es Glaubenssätze, die wir uns bewusst machen können, wenn es um Feedback geht? So können wir besser verstehen, durch welche Brille wir schauen.
Feedback geben und nehmen – beides kann entwickelt werden und schafft dann einen wichtigen Baustein für eine offene und wertschätzende Kultur.
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Wird es nicht oder unpassend eingesetzt, können erheblich Konflikte entstehen. Auch können sich hinter Feedback können Statusbedürfnisse, egoistische Interessen oder verdeckte Absichten verstecken. Dann gilt es, die Situation umfassender zu betrachten, in eine umfassende Klärung zu gehen oder auch mit Hilfe neutraler Unterstützung Lösungen zu finden.
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Konstruktives Feedback ist aufwendig. Es braucht Fokus und bedeutet Aufwand, aber vor allem erfordert es eine konstruktive innere Haltung. Und auf der nehmenden Seite haben wir immer die Wahl, es als Geschenk anzunehmen und einen für uns passenden Umgang damit zu finden. Es geht nicht um blindes Annehmen und auch nicht darum, alles auf die Goldwaage zu legen. Es ist wichtig, beim Blick auf das Feedback, auch uns selbst im Blick zu haben.
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So braucht es immer mindestens zwei Beteiligte für wertschätzendes und gutes Feedback. „It takes two to tango.“
Wir können uns fragen:
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Was brauche ich, um Feedback offen geben und annehmen zu können?
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Wie kann ich Feedback neugierig begegnen?
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Zu welchen Bereichen meiner beruflichen Tätigkeit oder von welcher Person wünsche ich mir mehr Austausch?
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Bei wem könnte ich mir vorstellen, dass mein Feedback willkommen ist und es anbieten?
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Was beschäftigt mich andauernd und doch verpasse ich den geeigneten Moment zum Feedback, denn die Person, um die es geht wird sich zum Beispiel im Jahresgespräch nicht mehr daran erinnern?
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Wem möchte ich zurückspiegeln, dass das Feedback sehr motivierend oder auch demotivierend ist und warum?
Die Beschäftigung mit unserer Feedback-Kompetenz entwickelt auch unsere Kommunikations- und Konfliktfähigkeit.
Soll der Blick bewusst nur nach vorne gerichtet werden, ist das Feedforward nach Marshall Goldsmith eine gute Wahl. Hier stehen nicht die Erlebnisse der Vergangenheit am Ausgangspunkt. Es wird von Anfang an nur auf die Zukunft geschaut. Der Fokus liegt auf dem gewünschten Verhalten und den Lösungen, es ist wertschätzend, proaktiv und gibt aktiven Gestaltungsspielraum.